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Afrika 2013/14

Der Kreis schließt sich

Nun ist schon die zweite Woche des Februar vergangen und langsam kommt die Erkenntnis: So viel Zeit verbleibt gar nicht mehr bis zum Heimflug. Aber der Reihe nach:

In Namibia geht unser Weg weiter nach Lüderitz, einer alten Hafenstadt, die durch Diamantenfunde zur Zeit des „Deutsch-Süd-West“ und danach zu blühendem Leben erwachte. Hier gefällt es uns sehr, denn neben vielen schönen alten Gebäuden hat die Stadt den Flair einer „ehrlichen“ Arbeiterstadt. Man sieht Schwarz und Weiß, einen großen Hafen, raues Klima, sprich Wind, Wind und Wind. Der kurze Rundgang über den hiesigen Campsite, der direkt und schön an der Hafenmündung, jedoch noch direkter in der Windschneise liegt, führt uns erstmalig seit Tourbegin auf direktem Wege zu einem Bed & Breakfast. Das Zelt aufzubauen erscheint genau so unwahrscheinlich wie auch nur eine einzige Minute Schlaf – es ist einfach viel zu windig. Die deutsche Vergangenheit wird in der nahen Geisterstadt „Kohlmansskuppe“ bewusst. Christo, der Leiter der geführten Tour, zeigt uns neben der restaurierten Sport- und Konzerthalle samt Kegelbahn viele Details zur Stadt. So wurde in einer aufwändigen Art Eis produziert, das die Angestellten und ihre Familien zu Kühlzwecken erhielten. Trinkwasser wurde aus Kapstadt per Schiff in die Stadt verbracht, der Wert von Trinkwasser war dementsprechend hoch. Da die Stadt mitten im Einfluss des starken Windes (des sogenannten „Südwester“) gebaut war, kann man sich unschwer vorstellen, welche Entbehrungen die Menschen auf sich nahmen, alles um monetäre Ziele zu erreichen. Froh, dass wir diese Destination nicht ausgelassen haben, fahren wir wieder ins Landesinnere und nach einer Zwischenübernachtung erreichen wir den Fish-River-Canyon. Nach dem Grand-Canyon in den Staaten der zweitgrößte Canyon und sehr tief, breit und lang. Die genauen Daten stehen bestimmt bei Wikipedia. Was wir jedoch mit Bestimmtheit sagen können: Er ist sehr, sehr schön! Wir nutzen einen ganzen Tag, um von verschiedenen Aussichtspunkten in Teile des Canyons sehen zu können und waren jedes Mal  angetan ob der Aussicht. Wir wissen, dass man den Canyon der Länge nach durchwandern kann, ca. 80 km, allerding nur zu den Wintermonaten, da in den Sommermonaten die Temperaturen zu hoch sind. Das Permit für die Durchwanderung erhält man nach Vorlage einer ärztlichen Bescheinigung über die Tauglichkeit für ein solches Vorhaben. Wir haben uns sagen lassen, dass die Warteliste stets gut gefüllt ist. Über ständig wechselnde, felsige, sandige, trockene und bergige Landschaft erreichen wir schließlich den Oranje-Fluss, der den Grenzverlauf zu Südafrika bildet. Wir pausieren einen Tag auf einem Campsite direkt am Fluss, lassen die Natur auf uns wirken, hören vielleicht zum letzten Mal auf der Reise einen Seeadler und ganz viel nichts: Kein Verkehrslärm, keine Zivilisationsgeräusche, einzig die Natur. Wir wissen, es wird nun anders, als wir uns auf den Weg zur Grenze machen. Mit den sowohl auf der namibischen als auch auf der südafrikanischen Seite ausgesprochen netten Beamten werden die Formalitäten in rekordverdächtigen 40 Minuten erledigt. Schön für uns, denn wir haben heute und morgen vor, Strecke zu machen. Wir wissen, dass wir nun in ein eher europäisch geprägtes Land fahren. Nicht historisch gesehen, mehr von Puls, Lifestyle und der Taktung her, so gewöhnen wir uns nun wieder schnell an eine höhere Verkehrsdichte und an Fahrzeuge, die uns auf der asphaltierten Schnellstraße überholen. Der nordwestliche Teil von Südafrika ist zu dieser Jahreszeit trocken und grau, das ändert sich erst, als wir die Cedarberge sehen. Hier fließt der „Olifants-River“, und die Farmer verstehen es durch ausgeklügelte Bewässerungssysteme das Land grün werden zu lassen. Wir möchten jedoch an den Atlantik, an die Westcoast und weiter an das Kap der guten Hoffnung, wie Heinrich der Seefahrer das einst berüchtigte „Kap der Stürme“ umbenannte. Nach ein paar Tagen ist es soweit: Wir erreichen die Kap Region und sehen den Tafelberg schon von weitem vor uns liegen. Hier schließt sich der Kreis: Die Transafrikareise von 2008 hatte hier ihr Ziel erreicht. Schon ein emotionaler Moment, wieder an denselben Orten zu kommen, fast vergessenes wieder zu erinnern. Und auch schön, alte Rituale wieder aufleben zu lassen. So wandern wir zu Fuß auf den Tafelberg, tauchen ein in das bunte Treiben an der Waterfront, fahren ans Kap, wo einst das im Touristentrubel hart erkämpfte Bild von Hansi und uns entstand und genießen die lässige Lebensart der „In“- Küstenorten um Kapstadt.

Nun steht noch ein langsames Vorwärtskommen entlang der Küste am indischen Ozean und ein zügiges Fahren der Strecke zwischen Küste und Johannesburg bevor. In dieser Zeit werden wir Gelegenheit haben, das Erlebte und die vielen Eindrücke der letzten Wochen wirken zu lassen. Und das waren ganz schön viele.