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Die 1.000er Marke ist geknackt, Dorrigo bis Byron Bay – 1023 km

Gestern haben wir die 1.000 km- Marke geknackt. Zeit, um ein bisschen Resümee zu ziehen und Zeit für ein bisschen Statistik.

Von Dorrigo geht es durch traumhaft schönen Regenwald auf kleinen Straßen mit / ohne Teer bis nach Grafton, eine Stadt die einiges westlich der Küste liegt und somit auch etwas weg von den touristischen Wegpunkten. Das Wetter ist nach wie vor durchwachsen, mit Regenschauern und teils heftigen Regen gespickt. Wir fahren durch Landschaften, die an das Allgäu erinnern, oder besser bei Regen noch zu Schottland passen könnten. Mit einer Zwischenübernachtung erreichen wir Grafton, dort finden wir unseren Übernachtungsplatz bei dem „Grafton Greyhound Racing Club“ – einem Verein, der sich mit Windhunderennen beschäftigt und nebenbei für eine geringe Gebühr Camper auf seiner Vereinswiese übernachten lässt. Eigentlich wollen wir am nächsten Morgen gleich weiter, es zeigt sich jedoch, dass an diesem Morgen Trainings mit Windhunden stattfinden, so bleiben wir und haben Gelegenheit, die einzelnen Rennen zu beobachten, sehr interessant. Da die Australier den Engländern in der Wettleidenschaft wahrscheinlich nichts hinterher stehen, sind diese Rennen sehr populär. Unser weiterer Weg soll uns wieder zurück zur Küste führen, in Ballina – direkt am Pazifik – haben wir unsere erste „warmshowers.org“ Verabredung. „Warmshowers“ = warme Dusche, ist eine Plattform speziell für Radfahrer, auf der Mitglieder (Radfahrer) eine warme Dusche, ein Bett und andere Annehmlichkeiten für andere reisende Radfahrer zur Verfügung stellen. Wir haben uns mit Michael für Samstag später Nachmittag verabredet und fahren den Pazifik Highway, um Strecke zu machen. Gegen Freitagabend sind wir irgendwo auf dem Highway und entscheiden uns für eine Übernachtung an einem einfachen Parkplatz, da die nächsten Orte zu weit weg sind um diese noch zu erreichen. Wasser und Lebensmittel haben wir noch, so verbringen wir die Nacht eher schlecht als recht neben dem Highway mit schlafstörendem Verkehrslärm. Als wir am Samstag den Highway verlassen um die letzten 30 km auf einer wunderbar schönen Nebenstraße entlang eines Flusses zu radeln, begegnen wir Jackie, besser gesagt: Wir fahren an seinem Boot vorbei und sind so neugierig, dass wir anhalten und fragen, ob wir uns das alles näher anschauen dürfen. Jackie ist ein älterer Herr mit nur einem gesunden Arm und baut seit 11.09.2001 (am Tag der New York-Anschläge hat er zufälligerweise begonnen) an einem Hausboot. Mit berechtigtem Stolz erzählt er uns, dass er alles selber macht und er im „scrab“ (Schrott) seine Materialien findet. Auf die Frage, wann denn der Stapellauf geplant sei, weiß Jackie keine Antwort. Es ist Ihm nicht so wichtig, wann das Boot fertig sei, er kann es nicht so planen, denn schließlich ist er auch oft innerhalb Australiens mit seiner Frau unterwegs.
Wir erreichen gerade noch rechtzeitig Ballina, bevor der Himmel seine grauen Schleusen öffnet und ein wolkenbruchartiger Regen fällt. Für uns nichts Neues mehr, denn wir haben schon gelernt: Von strahlend blauem Himmel bis zur grauen, wolkenverhangenen Decke dauert es nicht lange. Noch kürzer ist dann der Abstand bis zu sinnflutartigen Regenfällen. Apropos: Jetzt gerade im Moment wo ich diese Zeilen tippe, sitzen wir unter einem überdachten Picknickbereich auf einem Campingplatz und freuen uns, dass wir ein Dach über dem Kopf haben, denn es tobt ein heftiger Wolkenbruch. Zurück nach Ballina: Michael, seine Frau Jacky und seine Tochter Michaela empfangen uns herzlich, wir fühlen uns gleich willkommen. Michaels Frau ist in Uganda geboren und aufgewachsen, hat lange Zeit in Kampala für die Jane Goodall Organisation gearbeitet und so haben wir gleich gemeinsame Themen. Es wird ein schöner Abend mit netten Gesprächen und vielen Informationen für unsere weitere Strecke. Der nächste Morgen beginnt mit echtem Kaffee aus Uganda – was für ein Genuss. Danach folgt die Lösung zu einer lange gehegten Frage: Seit wir unterwegs sind, hadern wir mit dem Gewicht der Räder, haben jedoch nicht im Geringsten eine Ahnung, welches Gewicht wir bei jeder Kurbelumdrehung bewegen. Michael hat eine Waage, so kommt nun das große Wiegen: Nicole´s Rad wiegt mit Gepäck 54 kg. 20 kg wiegt ein Rad leer, d. h. Gepäck incl. 2,3 l Wasser = 34 kg. Uwe´s Rad wiegt 64 kg, d. h. Gepäck incl. 3,0 l Wasser = 44 kg. Mit der Zeit werden wir sicherlich noch Einiges „ausmisten“, im Moment ist uns noch nicht ganz klar was. Michael und seine Tochter begleiten uns noch ein Stückchen mit dem Rad und zeigt uns das angenehme Städtchen Ballina, bevor wir uns auf den Weg nach Byron Bay machen. Wir wollen eigentlich schon früh los, sehen jedoch von der Brücke aus Delfine – ganz nah. Für Nicole heißt das natürlich: Oberste Priorität! So kommen wir zwar erst gegen ein Uhr los, aber Byron Bay ist nur 40 km entfernt. Der allgemeinen Information nach ist Byron Bay nicht nur der östlichste Punkt von Australien, sondern auch ein „healing place“ – ein Ort der Heilung, der zu Zeiten der Aborigines ein heiliger und besonderer Ort gewesen sei. Der Ort steht heute eher im Ruf, ein Surfer hot spot zu sein und auch die alternative Szene wäre hier vertreten, ein bei Backpackern beliebtes Ziel. Wir fahren rein und sind geschockt: Lärm, Enge, laute Musik, für mich hat der Ort eher etwas mit Ballermann zu tun als mit „healing place“. Wir entscheiden uns, wieder sechs Kilometer zurück zu fahren, auf einen idyllisch gelegenen Campingplatz am Meer. Hier machen wir nun unseren Pausentag – und Regentag.
Das „Unterwegssein“ im australischen Autoverkehr:
Viele Unkenrufe haben wir gehört, was das Verhältnis der Australier zu Radfahrern betrifft. Wir können es – zum Glück – bisher nicht bestätigen. Im Gegenteil. Schon öfter ist es uns passiert, dass ein Autofahrer im Vorbeifahren den nach oben gestreckten Daumen aus dem Fenster zeigte, oder uns Zurufe erreichten wie „brave guys“, „well done“ oder Ähnliches.
Australiens Englisch:
Schon vor unserer Landung hatte ich mich insgeheim gefragt: Wann werde ich es zum ersten Mal auf der Reise hören? Das legendäre „no worries“ der Australier. Schon beim Zoll sollte ich es hören, als der Beamte die Fahrräder untersuchte und meinte: „no worries“. Wie kann man es übersetzen? Am besten bayrisch mit: „Passt scho“. Gleiche Bedeutung und man hört – und spricht es – ständig. No worries.
„pushbike“: Am Anfang sagten wir immer, dass wir mit dem Bike unterwegs sind, nun wissen wir, dass wir stolz sagen können, wir seien mit dem pushbike unterwegs. Das Fahrrad ist das pushbike, andere bikes sind Motorräder.
„fruitcake“: Was ich als Früchtekuchen bezeichnen würde, hat hier eine andere Bedeutung. Ganz einfach: Ein „fruitcake“ ist jemand, der „einen an der Waffel“ hat.
„Liquid sunshine“: Unser Campingplatzbetreiber erklärt uns gerade, das Wetter sei gar nicht so schlecht. Die Australier bezeichnen Ihren Sommerregen halt einfach als „liquid sunshine“ (flüssigen Sonnenschein).
Statistik:
Im Januar haben wir 25 Tage in Australien verbracht, davon waren 15 Fahrtage, 1 Ankommenstag, 3 Erledigungstage in Sydney, 2 Sightseeing-Tage in Sydney, 1 Pausentag, 3 Zwangspausentage wegen Regen. Im Januar sind wir 957 km gefahren, das entspricht rund 63 km je Fahrtag.
Resümee:
Die Tour macht bis jetzt sehr viel Freude, wohl wissend, dass es erst der Anfang ist. Ich will es mal mit Nicoles Worten sagen: „Es ist ein Tag nach dem Anderen“. Oder wie Beppo Straßenkehrer in dem Märchen „Momo“ zu sagen pflegte: Besenstrich für Besenstrich. „Wenn ich eine lange Straße zu fegen habe, weiß ich gar nicht, wie ich die ganze Straße fegen könnte. Wenn ich jedoch nur den jetzigen und den nächsten Besenstrich sehe, habe ich die Straße gefegt und wundere mich, wie schnell es geht…“

4 Antworten auf „Die 1.000er Marke ist geknackt, Dorrigo bis Byron Bay – 1023 km“

Hallo Nicole und Uwe,
Glückwunsch für die ersten 1000 km, ich bin stolz auf euch.
Aber am tollsten finde ich eure Berichte außerdem drucke ich diese noch für die Nachbarschaft die kein Internet besitzen.
Also macht weiter so.
Viele grüße von Zuhause
Euer Admin

Ich schließ mich an
Herzlichen Glückwunsch Ihr zwei!!
Mir kommt die Route Namen so bekannt vor ich muss jetzt doch mal nachschauen wo unsere Route entlang führte. So schön wieder zu lesen. Denk oft an Euch!!!
Good luck weiter hin. Der erste Monat ist schon gemeistert

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