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Byron Bay bis Rainbow Beach – 1639 km

Seit dem letzten Bericht ist einige Zeit vergangen, so ca. 600 km würde ich schätzen. Das ist auch eine Eigenart des Reisens, wenn man nicht explizit darauf achtet, verwischt sich sämtliches Gefühl für die Zeit. Welcher Wochentag ist heute? Wann waren wir da und dort? Ist es wirklich erst drei Tage her? Usw. usw. Wohl dem, der zumindest in Kurzform ein Tagebuch führt.

Von Byron Bay geht es mit „Aprilwetter“ nach Mullumbimby (heißt tatsächlich so), sprich etwas weg von der Küste und weg von dem Trubel, rein in die Natur. Zuvor fahren wir noch an den östlichsten Punkt von Australien, ans „Cape Byron“. Und wenn wir auch etwas – sagen wir mal – unschön über den Ort Byron Bay geschrieben haben, so trifft dies auf keinen Fall auf das Cape zu. Wir nehmen eine ganz besondere Stimmung wahr. Man spürt eine Ruhe, Kraft, Energie und die Tatsache, dass es ein besonderer Ort ist. Wir könnten Stunden bleiben und müssen dennoch weiter.
Unsere Route ist uns so einigermaßen klar, wir möchten am Abend in Mullumbimby sein und wenn möglich über ganz kleine Nebenwege durch den Nationalpark Mt. Jesuralem (heißt auch tatsächlich so) nach Murwillumbah (heißt schlussendlich auch tatsächlich so), das uns als sehenswert und besonders beschrieben wurde. Am Abend erreichen wir zu unserer Zufriedenheit einen kleinen „Showground“ in Mullumbimby . Die Showgrounds sind eine gute Sache für uns. Hierbei handelt es sich um eine Art Sport- bzw. Veranstaltungsgelände, meistens für Reiter etc. interessant, auf denen sehr einfache WC`s und Duschen vorhanden sind und man für verhältnismäßig wenig Geld sein Zelt aufschlagen kann. Für uns ideal, da wir eh meistens nur eine Nacht an einem Ort bleiben. Die gesparten Campinggebühren investieren wir in der Stadt in unseren ersten Restaurantbesuch für eine sehr gute Pizza. Nebenbei erhalten wir von den Betreibern auch noch genaue Informationen und Wegbeschreibungen für unseren nächsten Tag. Die Fahrt am nächsten Morgen nach Murwillumbah ist tatsächlich traumhaft, es geht wieder einmal durch faszinierende Regenwälder, dünn besiedelte Ecken, in denen noch letzte Bastionen der Hippiekultur zu finden seien. Wir haben keine gesehen und der als besonders beschriebene Ort ist für uns eher „naja“. Es gibt dort jedoch einen Fahrradladen mit einem vertrauenserweckenden Inhaber, der nach Uwe´s Rad schauen kann, das Tretlager macht Geräusche. Wir erfahren in der Touristeninformation in der Zwischenzeit noch einiges mehr über mögliche Fahrstrecken (mit wenig Steigungen) und über die ganze Region.
Das ganze Gebiet war vor Urzeiten ein Vulkan, von dem nur noch die äußeren Kraterwände, sowie der innere Kern – als Berg – stehen. Faszinierend, wir würden gerne weiter im Hinterland (heißt in Australien so) fahren, entscheiden uns aber aufgrund der Höhenmeter für die einfachere Strecke in Richtung Küste und dann weiter entlang der legendären „Gold Coast“ mit Ihrer Metropole „Surfers Paradiese“. Nach erfolgtem Radservice geht es noch am Nachmittag raus aus der Stadt, auf einen kostenfreien Stellplatz unweit der Straße. Solche Plätze sind bei Überlandfahrer beliebt – da kostenfrei –  und dementsprechend gut besucht ist der Platz. Nicht nur von Menschen, nach Einbruch der Dunkelheit auch bei Moskitos sehr beliebt. Nicole zählt allein dreizehn Stiche auf ihrer Stirn, bevor wir uns in unserem Zelt verschanzen. Der Pan für den nächsten Morgen ist dann schnell gefasst: Nach dem Aufstehen und kurzer Wäsche alles schnell zusammenräumen und dann nichts wie weg. Frühstück dann an einem moskitofreien Ort. Gesagt getan, wir fahren noch vor dem Frühstück nach „Tweed Heads“, wo wir uns die Gesteinsformationen, ehemals Lava ansehen, die an dieser Stelle in den Pazifik flossen. Sehr eindrucksvoll. Frühstück schmeckt schon vorher an einem schönen Platz am Flussufer.
Just heute erreicht uns eine E-Mail von Michelle und John. Die Beiden hatten wir in Tuncurry / Forster kennen gelernt, als wir auf einem Campingplatz auf eine Regenunterbrechung warteten. John fragt per mail, wo wir denn im Moment seien, nach seiner Berechnung müssten wir bald in der Nähe von Ihnen sein, Sie wohnen in „Paradiese Point“ eine Tagestour von uns entfernt. Lange Rede kurzer Sinn: Wir hangeln uns heute durch „Surfers Paradiese“, verschaffen uns einen Eindruck von der Stadt indem wir von einem Hochhaus die Aussicht genießen – zusammen mit sehr vielen asiatischen Menschen mit dem gleichen Ansinnen – und genießen am Abend das leckerste Steak in der südlichen Hemisphäre. Ohne Übertreibung. Michelle und John bewirten uns wie gute Freunde und ein gutes Nachtlager bekommen wir noch obendrauf. Australische Gastfreundschaft. Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Brisbane, denn für hier haben wir eine Einladung von Rhonda und Graeme, die Beiden hatten wir im Munmorah Nationalpark kennen gelernt, einige Tage nachdem wir aus Sydney gestartet waren. Die Fahrt nach Brisbane zieht sich, es ist keine schöne Landschaft, sondern sehr geschäftig, mit viel Verkehrslärm, vielen Industriegebieten usw. Die Stadt kündigt sich schon lange an, bevor wir überhaupt etwas davon sehen. Schließlich erreichen wir dennoch vor dem Dunkel werden die angegebene Adresse. Rhonda und Graeme empfangen uns herzlich, als wären wir schon lange Freunde und wieder einmal werden wir kulinarisch verwöhnt. Es ist zwar nur vier bis fünf Kilometer in die Innenstadt, aber der Stadtteil vermittelt den Eindruck, dass man auf dem Land leben würde. Einfamilienhäuser, ruhige Lage, sehr angenehm. Da Rhonda und Graeme auch begeisterte Radler sind und in Europa schon Langzeittouren mit dem Rad gemacht haben, wissen Sie genau, was einem das Herz erfreut. Wir haben ein tolles Zimmer mit separater Küche, können die Fahrräder warten, Wäsche waschen etc., was ein Reisender eben so braucht. Wir versuchen zumindest etwas zurück zu geben, von der reichlichen Gastfreundschaft und Annehmlichkeiten und so kochen auch wir mal ein Abendmenue. Die Beiden wollen uns auch Ihre schöne Gegend noch näher bringen und machen mit uns einen Ausflug in den Lemington Nationalpark, Regenwälder wie in Dorrigo, nur mit Sonne. Ein sehr schöner Ausflug. Aber irgendwann heißt es Abschied nehmen und wir ziehen nach drei Tagen und vier Nächten schließlich weiter. Beide begleiten uns noch mit den Rädern bis wir durch die Stadt durch sind und wir steuern weiter Richtung Norden.
War uns in den vorherigen Wochen die Route so ungefähr klar, so wird es nun etwas komplizierter. In dem Bundesstaat New South Wales (südlich von Brisbane) ist die Küste sehr erschlossen, da sich ein Traumstrand an den anderen reiht.. Im Bundesstaat Queensland (nördlich von Brisbane) ist es nur noch die „Sunshine Coast“, das Gegenstück zur Gold Coast, dann werden aus der Küstenstraße zumeist nur noch Stichstraßen, die an verschiedene Buchten führen. Wir müssen also nun etwas mehr im Voraus planen. Doch im Augenblick geht es noch an der Küste entlang nach Norden, durch etliche Feriendomizile und nach einem weiteren anspruchsvollen Fahrtag auf unbefestigten Pisten mit anschließender Berg- und Talstrecke erreichen wir schließlich „Rainbow Beach“. Da sind wir nun und haben eine organisierte Tagestour nach „Frazer Island“ gebucht, eine vorgelagerte Insel, die weltgrößte Sandinsel mit ursprünglicher Natur, ein UNESCO-Weltnaturerbe.
Mit gemischten Gefühlen sitzen wir nun da. Viele Tage schon haben wir überlegt, ob, und wenn ja, wie wir die Insel bereisen möchten. Nun haben wir die konventionelle Lösung gewählt, da wir keine andere als realisierbar einschätzen. Nun ja, wir werden morgen Abend schlauer sein. Apropos: Auf Frazer Island gibt es eine große Population von wilden Dingos, die australischen Wildhunde, den unser Diego so ähnlich sah. Vielleicht sehen wir ja einen.

2 Antworten auf „Byron Bay bis Rainbow Beach – 1639 km“

Ich kenne Euch persönlich nicht, nur vom Erzählen, z.Bsp. von meiner Nichte, Heike. Ich finde Euer Projekt toll und vor allem mutig., Es gehört schon etwas dazu so etwas umzusetzen.. Dazu ist der Jakobsweg in Spanien ein Spazierrgang.

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