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We are Maureens friends, she has given us her adress.

Coral Bay bis Bunbury: 1.578 km – macht 12.495 km
So sollte eigentlich die Überschrift heißen, doch dazu später mehr. Bei jedem Bericht stelle ich mir immer die Frage, wo fange ich an und wo höre ich auf, ob der ganzen Eindrücke, die sich ansammeln. Eigentlich wäre Nicole heute am Zuge und eigentlich wollten wir schon in Perth den Bericht erledigt haben, doch nun sind wir schon 200 km südlich von Perth, in Bunbury und die Stadt ist so etwas wie die Hauptstadt des „Dolphine-watching“ (Delfine-schauen). Deshalb schreibe ich Bericht und Nicole sieht – hoffentlich – Delfine.

Von Coral Bay starten wir in Richtung Süden, nicht ohne vorher noch einmal unsere „Bäckerei des Vertrauens“ heimzusuchen. Ein süßes Abschiedsstückchen inclusive, denn wir wissen, dass nun vier Fahrtage auf uns warten, ehe wir das Städtchen Canarvon erreichen werden. Schon als wir aus Coral Bay fahren, spüren wir den Gegenwind, der uns die nächsten Tage ein treuer, wenn auch unerwünschter, Begleiter sein wird. Wir hangeln uns durch und schlafen auf sogenannten „freecamps“, Parkplätze neben der Straße, auf denen man über Nacht stehen kann. Meistens gern besucht von den „grauen Nomaden“, australische Rentner, die mit ihrem Wohnwagen ums Land ziehen. Zum Wind gesellt sich noch Regen, den wir manchmal als Schauer erleben und glücklicherweise nur nachts als heftigen Dauerregen im Zelt hören. Unterwegs treffen wir zwei weitere deutsche Radler, Tanja und Waldeck, die auch die gleiche Richtung haben wie wir, so kreuzen sich ab und zu unsere Wege. Wir sind jetzt schon lange im Outback unterwegs, mit vielen einfachen Camps und freuen uns schon darauf, wieder einmal in ein Städtchen zu kommen und so ist Carnavon für uns eine schöne Zwischenstation. Hier wird viel Obst und Gemüse angebaut, selbst ein Flugplatz mit Landebahn für große Airliner ist hier zu finden. Wir bleiben zwei Tage, schauen uns die Stadt an, lassen an einem Abend den Campingkocher kalt und gehen zum Inder, warten die Fahrräder, machen Wäsche, dann geht´s wieder los zu unserem nächsten Etappenziel, die Stadt Geraldton. Für diesen Abschnitt haben wir sechs Fahrtage ins Auge gefasst. Wie bereits auf dem Abschnitt von Coral Bay nach Carnarvon, ist auch hier der Gegenwind oftmals unser Begleiter. Auf dem weiteren Weg dürfen wir eine neue Erfahrung machen: War es bisher an den Roadhäusern kein Problem, Wasser aus dem Wasserhahn zu bekommen, so wird uns das am „Overlander Roadhouse“ mit der Begründung verweigert, es sei kein Trinkwasser. Nun gut, so fragen wir eben tankende Fahrer von Wohnwagengespannen und freuen uns über deren Unterstützung. An einem Tag hatte der Wind noch Verstärkung beim Regen geholt und so sind wir froh, als wir das „Billabong Roadhouse“ erreichen und ein Zimmer bekommen. Keine Luxussuite, aber viel besser als zelten bei Dauerregen. Die nächsten Tage ist immer wieder ein „Katz-und-Maus-Spiel“ mit dem Regen, es scheint uns allerdings, dass wir oft „gerade so“ trocken durch den Tag und zu den „freecamps“ kommen. Der letzte Fahrtag vor Geraldton ist seltsam, denn so ganz langsam, unauffällig und ohne Vorwarnung ändert sich das Landschaftsbild. Keine Buschlandschaft, keine unberührten Flächen, sondern Weideland, abgesteckte Parzellen und Farmland mit Farmen kommen ins Sichtfeld. Und wir wissen, dass wir nun das Outback für die nächsten Wochen, vielleicht bis Ende September hinter uns gelassen haben, denn südlich von Geraldton wird die Besiedelung immer dichter.

Trotz dem, oder vielleicht gerade deshalb freuen wir uns, Geraldton zu erreichen, denn für hier haben wir eine Einladung von einer Familie, die in „warm showers“ (Fahrradgemeinschaft im Internet) ist. Nach Sonnenuntergang erreichen wir das Heim von Fiona und Damon, die uns mit Ihren zwei Mädels schon erwarten und es gibt erst mal ein leckeres Abendessen. Wir fühlen uns wie Könige, zumal wir ein eigenes Apartmenthäuschen haben. Mit eigenem Bad. Wow, was ein Luxus nach all den einfachen Camps. So verleben wir ein paar Tage in Geraldton, Nicole bekommt endlich einen Sattel der passt, wir haben nette Abende mit den Gastgebern, lernen die Stadt etwas kennen und treffen im Supermarkt ganz zufällig auf Frank und seine Familie. Frank ist ein alter Bekannter, den ich schon ca. zehn Jahre nicht mehr gesehen habe. Nun treffen wir uns ausgerechnet hier in einer Stadt am anderen Ende der Welt. Sie sind vor kurzem in Perth gelandet und reisen sechs Monate in Australien per Auto. (www.weltenbummlerfamilie.de). So klein ist die Welt.

Dann heißt es wieder einmal Abschied nehmen von netten Menschen und wir radeln weiter in Richtung Perth. Von hier aus wird es einfacher, sei es mit der Verpflegung, sei es mit den Übernachtungsmöglichkeiten. Ähnlich wie es an der Ostküste war, so ist auch hier die Infrastruktur gut. In den Satteltaschen Vorräte für ein bis zwei Tage und abends zumeist sogar die Wahl zwischen mehreren Campingplätzen. So erreichen wir an einem Sonntag Perth und haben dadurch keinen Berufsverkehr. Wir kommen von Norden der Küste entlang zur Stadt und wundern uns, wie massiv sich die Stadt ausbreitet, überall Neubaugebiete, Kilometer für Kilometer. Vor drei Jahren waren wir schon einmal in der Stadt und so besuchen wir natürlich auch die schönen Plätze, die uns unsere Freundin Barbara damals zeigte.
An einem der Plätze „Hillarys Boat Harbour“ kommen wir mit Maureen ins Gespräch, die einen Spaziergang mit ihrem Enkel unternimmt. Spontan lädt Sie uns ein, bei Ihr zu wohnen, solange wie wir in Perth sind. Wir sind wieder einmal sprachlos ob der Gastfreundschaft die uns entgegen gebracht wird. Sie schreibt uns Ihre Adresse auf einen Zettel und auf der Rückseite schreibt Sie: „We are Maureens friends and she gave us her adress“, „Wir sind Freunde von Maureen und Sie hat uns Ihre Adresse gegeben“. Falls Sie noch nicht zuhause wäre wenn wir kämen, sollten wir einfach klingeln und der japanischen Studentin, die zurzeit bei ihr wohnt, den Zettel zeigen.

So haben wir für die nächsten fünf Nächte wieder ein „Zuhause“. Tagsüber gehen wir unseren Erledigungen nach und am Abend genießen wir die Gespräche mit Maureen und Richard, ihrem Lebensgefährten. Zu unseren Erledigungen: Einiges ist nach acht Monaten verschlissen. Neue Fahrradhosen, neues Trikot für Nicole, neue Jacke für Uwe, neuen Sattel für Uwe, neue Tasse für Nicole und einen Multifuel-Campingkocher (kocht mit Benzin) gönnen wir uns schließlich auch. Dann sind die Fahrräder an der Reihe: Durch den feinen Staub der Pisten sind die Tretlager verschlissen und müssen ausgewechselt werden. Glücklicherweise ist in Laufnähe von Maureens Haus ein kompetenter Reparaturservice. Einen Tag nehmen wir uns Zeit um die Stadt und das Western-Australia-Museum anzusehen. Wie schon an anderen Orten, so fühlen wir uns auch hier bei Maureen herzlich aufgehoben und es fällt wieder einmal schwer, Abschied zu nehmen. Gerne wären wir noch geblieben, doch wir wissen auch, dass wir nicht trödeln können, denn es sind nur noch gute dreieinhalb Monate Zeit bis Sydney.

Perth verlassen wir indem wir am Swan-River entlang radeln um dann am Hafen vorbei nach Fremantle zu gelangen. Wieder einmal erreichen wir nach Büroschluss die Rezeption des Campingplatzes und zufällig sieht uns Jenny, die hier am Platz ein Haus hat. Lange Rede kurzer Sinn: Wir schlagen unser Zelt auf Jennys Terrasse auf. Über Rockingham und Mandurah, zwei schöne Städte, erreichen wir Bunbury. Hier machen wir wieder eine kleine Pause um den Internetbericht zu erstellen, Delfine zu sehen, Wäsche zu erledigen usw. Morgen werden wir weiter ziehen um – vielleicht und hoffentlich – noch irgendwo an der Küste Buckelwale zu sehen, die nächsten ca. drei Wochen werden wir in ähnlich erschlossener Infrastruktur unterwegs sein, bevor mit der Durchquerung der Nullabour wieder ein Wechsel stattfinden wird.

Was uns auch hier bewegt: Die Ereignisse in Deutschland lassen uns natürlich nicht unberührt. Sowohl die Nazi-Anschläge als auch die Flüchtlingswelle gehen hier durch die Medien und wir sind betroffen. Nach den Anschlägen war es uns unangenehm zu sagen „We are from Germany“. Wir wissen auch, dass es eine Herausforderung ist, den Ansturm der Flüchtlinge zu meistern. Doch wir wissen auch, dass wir in der guten Situation sind, in einem Land zu leben, das wirtschaftlich stark ist und die derzeitige Situation meistern wird. Schlussendlich bleibt zu sagen: Ein Mensch ist ein Mensch, unabhängig der Hautfarbe, der Nation, der Religion.

 

 

 

 

 

1 Anwort auf „We are Maureens friends, she has given us her adress.“

Hallo ihr Lieben,

ich freue mich immer, durch die wunderbar geschriebenen Berichte und fantastisch Bilder, euch ein Stück auf eurem Abenteuer begleiten zudürfen.

Vielen Dank & fühlt euch herzlich umarmt.
Nadine

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