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Kununurra bis Broome: 1.082 km – macht 9.038 km

Schwer bepackt verlassen wir das angenehme Städtchen Kununurra. Wir wissen nicht genau, wie lange wir auf der Gibb-River-Road unterwegs sein werden, da sich weder der Pistenzustand noch die Abstecher zu den sehenswerten Gorges – das sind Schluchten, vorzugsweise mit Wasserfällen und natürlichen Badebecken – im Vorfeld genau planen lassen. Also haben wir üppig eingekauft: Zwei mal 500 g Spaghetti mit 8 Päckchen Tomatenmark, 4 Tüten Tomatensuppe und 2 Päckchen getrocknete Tomaten. 500 g Gnocchi mit Vier-Käse-Sause aus der Tüte, dazu frische Erbsen. 500 g Couscous, 1 kg Reis, eine Packung Wraps zum Toasten in der Pfanne, 8 Päckchen Tunfisch für Uwe, für mich 32 kleine Schmierkäseeckchen, die sich trotz Wärme gut aufheben lassen. Dann 2 Brote, 2 Packungen Knäckebrot, 2 Packungen Kräcker und 1 kg Mehl zum Brötchen backen. Und ein großes Glas Nutella. Das essen wir zu Hause nie, doch hier hat es sich gut bewährt. Liefert viel Energie und ist absolut Hitzebeständig. 1 kg Müsli und 1 kg Haferflocken für´s Frühstück, kombiniert mit 1 kg Milchpulver und 12 Äpfeln. 4 große Kartoffeln für´s Feuer, dann 3 Paprika, 2 Salatgurken, 2 Möhren, 1 Aubergine, 6 Zwiebeln und 2 Bananen. Und für den kleinen Hunger zwischendurch gibt´s dann noch Müsliriegel, Reiscracker, getrockneten Ingwer, Erd- und Haselnüsse und getrocknete Datteln. Das sollte reichen – zumindest bis wir auf etwa halber Strecke das einzige Roadhouse mit angeschlossenem Shop an der Gibb River Road erreichen. Falls nicht, haben wir noch 3 Notfallrationen dehydriertes Outdoorfood dabei. Wie wir das Ganze in unseren Packtaschen verstauen bleibt uns selbst immer wieder ein Rätsel. Sicher, wir könnten es uns auch einfacher machen: Wir könnten 5 Großpackungen der asiatischen Instantnudeln kaufen. Die sind extrem leicht und noch einfacher zuzubereiten. Ein bisschen heißes Wasser genügt. Dann noch die beigefügte Würzmischung unterrühren und – fertig! Da diese Verpflegung bei anderen Radlern und Backpackern recht beliebt ist – teilweise schon zum Frühstück – haben wir´s auch mal ausprobiert. Und siehe da, sie schmecken gar nicht so übel, machen jedoch nicht wirklich satt und über den Nährwert müssen wir wohl auch nicht diskutieren.

Los geht´s in Richtung der Kimberleys. So heißt das Hochland zwischen Kununurra und Derby. Die ersten 80 km sind noch asphaltiert und die Landschaft zeigt sich bereits sehr eindrucksvoll. Schöne Bergformationen, zumeist Tafelberge und ganz viel Weite. Da wir auf den Zustand der nun beginnenden Piste gespannt sind, fahren wir noch 10 weitere Kilometer, bevor wir an einem kleinen Creek unser Zelt aufstellen und nach dem Essen den traumhaften Sternenhimmel auf uns wirken lassen. Von einem benachbarten Camper bekommen wir am Abend 2 Flaschen kaltes Wasser und am nächsten Morgen zwei Äpfel geschenkt. Und weiter geht´s. Die Piste ist gar nicht mal in einem so schlechten Zustand, doch beginnt der Tag nach nur wenigen Kilometern mit einem Platten für Uwe. Beim Reifenwechseln merken wir schnell, wie es auf der Gibb zugeht: Ziemlich staubig. Viele der Autofahrer rasen nett winkend mit unvermittelter Geschwindigkeit an uns vorbei. Wir sind verblüfft, dass scheinbar nur sehr Wenige auf die Idee kommen, dass Staub für nicht in einem geschlossenen Fahrzeug sitzende Menschen unangenehm sein könnte. Gut, dass wir uns in Kununurra ein paar Staubmasken besorgt hatten.

Und dann stehen wir vor dem Pentecost River, den es zu queren gilt. Traumhaft schöne Kulisse und ein mit Knietiefe überschaubarer Wasserstand. Durchfahren scheidet auf Grund der vielen großen Steine aus. Also trägt Uwe zunächst beide Sätze der vorderen Packtaschen hinüber, dann schieben wir. Eine wirklich erfrischende Abkühlung – ganz ohne Krokodile, die hier doch immer wieder Thema sind. Und von der anderen Seite ist das Panorama noch eindrucksvoller. Und so hangeln wir uns Tag für Tag voran auf der berühmten Gibb River Road. Die Piste ist mal erstaunlich gut, dann wieder starkes Wellblech und in manchen kürzeren Abschnitten auch recht sandig, was mit dem Rad am herausforderndsten ist, da die Räder mit ihrem Gewicht recht schnell einsinken. Hier und da steht ein Rivercrossing an, was zumeist eher eine willkommene Erfrischung als eine ernsthafte Herausforderung ist – zumindest zu dieser Jahreszeit. Ursprünglich wurde die Gibb River Road angelegt, um die Rinder der hier ansässigen Farmen abzutransportieren. Inzwischen ist sie jedoch ein großer Tourismusmagnet, was unser Erleben ein wenig trübt. Am dritten Tag zählen wir aus eigenem Interesse die Fahrzeuge: 67 an der Zahl, davon 5 Motorräder und 6 absolute Idioten. Letztere nehmen in den nächsten Tagen anzahlmäßig stark zu, was sich in erster Linie durch gefährlich dichtes Überholen und/oder staubaufwühlendes Vorbeirasen zeigt, manchmal gepaart mit einem fotografischen Abschießen der verrückten Radfahrer. Haben wir bisher so große Lobeshymnen auf die australischen Autofahrer gesungen, wendet sich hier das Bild drastisch. Radfahrer unerwünscht, so unser Eindruck. Außer, wir stehen irgendwo herum und sind ansprechbar. Dann werden wir tagtäglich vielfach durchlöchert von immer und immer wieder denselben Fragen. Auf der Beliebtheitsskala ganz oben rangiert: „Wie viel Kilometer fahrt ihr am Tag?“ Dicht gefolgt von „Wieviel Wasser transportiert ihr?“ Wir sind genervt. Erst einstauben, fotografieren und dann auch noch Fragen stellen wollen. Manchmal möchten wir einfach nur unsere Ruhe. Und die zu finden ist ironischer Weise trotzt all der Natur nicht immer einfach. Glücklicher Weise gibt es da aber auch die Kehrseite in Form von vielen netten Mitmenschen. Manche – und dazu gehören auch die Fahrer der langen Roadtrains – bremsen tatsächlich deutlich ab. Wieder andere halten sogar ganz an um zu fragen, ob alles in Ordnung ist oder ob wir genug Wasser haben. Und dann passieren so tolle Dinge, wie: Geschenke! Neben dem kalten Wasser und den beiden Äpfeln vom ersten Tag bekommen wir zwei kühle Bier geschenkt. Dann zwei im Feuerofen selbst gebackene Muffins und noch einmal zwei Bier und ein anderes Mal hält jemand an und schenkt uns ein Eis! Und auch Wasser bekommen wir immer wieder angeboten, einmal sogar tiefgefrorenes – was für ein Genuss. Für uns spiegelt die Gibb River Road ein Stück weit unsere Gesellschaft wieder: Es gibt sehr viel Umsichtigkeit, Hilfsbereitschaft, wahres Interesse und Unterstützung. Menschen, die die Ruhe der Natur suchen und sich an Landschaft, Sternen, Lagerfeuer und Vogelgezwitscher erfreuen. Und es gibt Machtkämpfe auf der Straße und in den Camps, Lärm, Staub, Dreck und Egoismus. Wie sollte es da auf der ganzen großen Welt anders sein?

Doch hat die Gibb River Road ihren ganz besonderen Reiz. Landschaftlich sind wir sehr angetan und dann der allabendliche Sternenhimmel, manchmal begleitet von einem Lagerfeuer. Da die meisten „Sehenswürdigkeiten“ einige Kilometer abseits der Piste liegen haben wir nicht alle mitnehmen können, worum es ja aber auch nicht geht. Besonders gefallen hat uns die Bell Gorge und das ein oder andere Bushcamp, bei dem die Dusche durch ein Bad im Fluss ersetzt wurde. Auch die Wasserversorgung war vergleichsweise einfach, da es genügend Creeks und River gab, an denen wir mit unserem Wasserfilter erstklassiges Trinkwasser erzeugen konnten.

Dennoch sind wir nach etwa 700 km reiner Piste und einer großen Bandbreite an Eindrücken recht froh, wieder einmal ohne Rütteln und Schütteln auf schönem glatten Teer dahinrollen zu können. In Derby machen wir nur eine Nacht halt um unsere Vorräte aufzustocken und um uns einen kleinen Eindruck von dem Städtchen zu verschaffen. Am eindrucksvollsten ist der Sonnenuntergang am Meer. Wir wollen möglichst zügig nach Broome, um dort ein wenig Pause einzulegen. Uwe wartet die Räder und wechselt Ritzel und Ketten, die Bilder müssen aufgespielt werden, die nächste Etappe muss geplant werden, der Bericht will geschrieben werden, die sich in den Packtaschen häuslich niedergelassenen Ameisen wollen oder wollen auch nicht von den Lebensmitteln getrennt werden und Einkaufen und Wäsche waschen stehen auf dem Programm – das Übliche eben. Daneben probieren wir mal aus, unser eigenes Müsli zu rösten und zu mischen, damit es etwas nahrhafter wird, als die Fertigpackungen. Am schönsten ist jedoch, dass wir einen netten ruhigen Campsite mit Blick auf das türkisblaue Wasser ergattern konnten. Ein schöner Kontrast nach all dem Staub. Und dann passt das Timing auch noch besser als man es hätte planen können. Wir erreichen Broome genau zum Vollmond und können gleich an drei Abenden in Folge den Aufgang des vollen Mondes am Horizont bewundern. Das allein ist schon faszinierend, doch wird das Schauspiel ergänzt durch eine Lichtreflektion auf den kleinen Wasserrinnen am Strand bei Ebbe, das einer Treppe ähnelt und dem Ganzen den Name „Staircase to the Moon“ einbringt. Auch dem langen weißen Cable Beach statten wir einen Besuch ab. Beim sunset gibt es dort zwei Gruppen von Touristen: Einmal die, die auf einem Camel am Strand entlang reiten und dann die, die die am Strand entlangreitende Camel-Karawane fotografieren. Zu welcher Gruppe wir zählen, könnt Ihr den Fotos entnehmen.

Morgen werden wir noch einen Tag relaxen. Die Ausarbeitung der weiteren Strecke hat ergeben, dass uns bis zu unserem nächsten Ziel namens Coral Bay etwa 1.400 km ohne besondere Stopps bevorstehen. 14 reine Fahrtage also, die es einfach nur durchzuziehen gilt. Wer wollte nochmal mit uns tauschen?

 

 

 

 

 

 

2 Antworten auf „Kununurra bis Broome: 1.082 km – macht 9.038 km“

Ihr lieben Nachbarn,
da unser letzter Gruß unzugestellt zurückkam, ist es wohl höchste Zeit, es noch einmal zu versuchen. Wir sind hingerissen von Eurem ungebremsten Durchhaltewillen, Eurer Freude an jedem einzelnen Erlebnis, der Abgeklärtheit, mit der Ihr allen Unbilden begegnet und vor allem der ungebrochehnen Freude nach jeder Strapaze. Die Staubfresser können so manches nachempfinden, obwohl sie derartige Radtouren nicht gewöhnt sind.
Eigentlich sollte Euch ein Rosenstrauchbildchen daran erinnern, dass es auch hierzulande blüht und Ihr sogar vom kleinen Roten sehnlichst erwartet werdet, das aber ist bislang leider an technischen Schwierigkeiten gescheitert. So seid Ihr auf Eure Phantasie angewiesen, die Euch allerdings sicherlich angesichts all der prächtigen Eindrücke entschädigt – und über eventuelles heimliches Sehnen nach den eigenen Bettchen hinwegtröstet.
Vile liebe Grüße und gute Wünsche für wunderschöne Eindrücke und:
seker pad!
Eure MaJü

Hey Ihr Zwei! Schon wieder ein Grund zur Gratulation: Heute – 19.07.2015 habt Ihr die 10.000 km überschritten – Standort: Maitland River, Restarea. Das ist doch eine Leistung und gibt Euch sicher wieder frischen Schwung für den „Rückweg“ (lt. Eurer Aussage). Weiterhin gute Fahrt, viel Luft auf den Reifen und Rückenwind wünschen Euch Gisela u. Theo

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